Die Wetteraussichten haben sich für den heutigen Tag von ganztägigem Dauerregen auf Schauer am Nachmittag gebessert, was wir als gutes Omen deuten. Nach einem angenehm späten Frühstück besuchten wir das Archiv Auschwitz, um die im Salzlandmuseum begonnenen Recherchen weiter zu führen. Allerdings ist das schwieriger als erwartet, da einige Angaben im Schönebecker Archiv durch mündliche Überlieferungen festgehalten wurden. Unsere deutschsprachige Begleiterin der Recherche, Frau Krystyna Leśniak, teilte uns mit, das in Auschwitz nur die Fälle erfasst wurden, die auch hierher deportiert wurden. In der Heimat ist der Ort der Deportation oft aber nicht bekannt gewesen. Die Forschungen in Auschwitz boten aber auch neue Ansätze zur weiteren Recherche in anderen Archiven.
Nach dem Mittagessen brachte unser Bus uns bis fast an die Tore von Birkenau. Jetzt hat der Regen uns auch eingeholt. Irgendwie ist das aber auch authentisch, denn die Häftlinge, welche das Lager vor etwa 80 Jahren hier errichteten hatten keine wetterfeste Kleidung und wurden von Regen bis auf die Haut durchnässt. Auf dem Lagergelände stehen noch viele der alten Baracken und in einige konnten wir auch hineinschauen, um einen Eindruck von den Verhältnissen zu bekommen. Zahlen können sehr schockierend sein, denn als wir erfuhren, dass in einer Baracke 400 Menschen untergebracht waren ging uns durch den Kopf, dass in unserer Schule weniger Schüler sind. Erschreckend war auch die Weitläufigkeit, die wir im wahrsten Sinne des Wortes erlaufen konnten. Einige von uns hatten am Ende des Tages schmerzende Füße und die meisten waren echt erschöpft, obwohl wir Schuhe an hatten. Gegen dieses Gelände ist das Lager von Buchenwald klein. Und Auschwitz-Birkenau wurde zur Vernichtung von Menschenleben gebaut. Hier kamen über eine Million Menschen in etwa 5 Jahren ums Leben. Viele von ihnen wurden systematisch in den Gaskammern ermordet. Der Besuch in Birkenau hinterließ nicht zuletzt wegen der körperlichen Anstrengung einen tiefen Eindruck bei uns.